Ein Feld mit Flachs, aus dem Leinen hergestellt wird

 

Seit einer Weile haben wir Stoffe aus Leinen sowie eine Komposition aus Baumwolle und Hanf in den Qualitäten Sweat und Jersey – und darüber freuen wir uns natürlich sehr, haben doch so viele von Euch sehnsüchtig darauf gewartet. Regionalität ist für uns dabei ungemein wichtig, denn letztlich kann auch die Ökobilanz eines nachhaltigen Stoffes ziemlich schlecht ausfallen, wenn er tausende Kilometer weit reisen muss. Die Region zwischen Nordfrankreich, Belgien und den Niederlanden ist für den Anbau von Flachs am besten geeignet.

Die Böden sind dort besonders nährstoffhaltig, lehmig und tief und das milde Klima der Nordsee mit einer perfekten Harmonie aus Sonne und Regen tut der Pflanze gut. Ein Blick zurück in die Geschichte verrät, dass Flachs sich hier offenbar schon seit tausenden von Jahren wohlfühlt. Überhaupt ist Flachs nach heutigem Wissensstand die älteste Textilfaser – Funde legen nahe, dass er schon um 35.000 v.Chr. zu Kleidung verarbeitet wurde. Übrigens gehen auch unglaublich viele Redewendungen auf den Flachs und seine Verarbeitung zurück. Die berühmte Fahrt ins Blaue beispielsweise hat nichts mit schönem Wetter und blauem Himmel zu tun, sondern mit den wunderschönen Blüten der Flachspflanze. Wir haben für Euch den Jahreszyklus der Pflanze und den Prozess bis hin zum fertigen Stoff einmal nachvollzogen und laden Euch ein auf – Ihr ahnt es – eine Reise ins Blaue.

Auftakt im März
Für die Flachs-Pflanze ist der März der Auftakt für eine neue Saison – während Ihr also unser neues Lookbook in den Händen haltet, halten die Bauern sorgfältig Ausschau danach, ob die Felder für die Aussaat bereit sind. Sie kennen den Wechsel der Jahreszeiten so gut wie sonst kaum jemand und wissen, worauf sie achten müssen. Starke Kälte und schwankende Temperaturen sind ein No-Go und erst, wenn auch der letzte Nachtfrost verschwunden ist, wird ausgesät. Nach rund drei Monaten ist die Pflanze dann bereits einen Meter hoch.

Blüte im Juni
Im Juni beginnt der Flachs zu blühen, was eine echte Attraktion ist – die Fahrt ins Blaue verweist auf das wunderschöne Himmelblau der Blüten, die in den meisten Fällen nur einen einzigen Tag lang blühen.

Ziehen im Juli
Wenn die Blüten im Juli verschwunden sind, kann der Flachs geerntet werden. »Ziehen« wäre dabei der richtigere Ausdruck, denn Flachs wird nicht geschnitten, sondern von Maschinen behutsam aus dem Boden gezogen. Er wird dann in Reihen auf das Feld gelegt und auf den anschließenden Röstprozess vorbereitet.

Und Rösten
Bei der Röste geht es darum, dass die Pektine, die in den Pflanzenstängeln enthalten sind, allmählich aufgelöst werden – und zwar durch einen Wechsel von Sonne, Regen und Tau, die wichtige Mikroorganismen wie beispielsweise Bakterien freisetzen. Dieser Prozess braucht viel Geduld: Bis zu sechs Wochen kann es dauern, bis die Röste abgeschlossen ist. Sie tut übrigens auch dem Boden gut, denn alle gelösten Bestandteile der Faser werden wieder an den Boden abgegeben, der so perfekt für die nächste Saison vorbereitet wird.

Ernte im September
Nach der Röste wird der Flachs durch Maschinen zusammengebunden und für kurze Zeit in großen Ballen auf den Feldern gelagert – pünktlich zum Spätsommer im September.

Verarbeitung
Anschließend geht es an die Verarbeitung der Faser. Das sogenannte Brechen und Schwingen sind die ersten Schritte, die Flachsfasern mit Maschinen von holzähnlichen Partikeln, den Schäben, zu befreien. Der Ausdruck, dass etwas schäbig aussieht, kommt übrigens genau daher und verweist darauf, dass etwas nicht genügend gereinigt wurde.

Verspinnen, Verweben, Finishing
Nachdem alles gereinigt wurde, werden die Fasern mit einer Hechel gekämmt, wobei kurze Fasern und die hochwertigen, längeren Fasern getrennt werden. Letztere bilden die Grundlage für jedes hochwertige Leinengewebe und sind für die Herstellung eines guten Garns unerlässlich. Beim Verspinnen werden Fasern unterschiedlicher Regionen gemischt, um am Ende möglichst homogene Garne zu erhalten. Diese werden dann in Belgien verwebt und gefinisht, um eine hochwertige Haptik und Optik erreichen zu können. Auch gefärbt oder gebleicht werden die Stoffe in diesem letzten Schritt.