In den letzten Wochen war in den Medien wieder allerorten von der Altkleider Problematik zu lesen. Mutti und Oma dachten früher noch, sie würden etwas Gutes tun, wenn sie ihre gebrauchten Klamotten in den Altkleider-Container warfen. Doch aus den anfangs gutgemeinten Kleiderspenden wurde, vor allem im Zuge der immer schneller produzierenden Fast Fashion Industrie ein Geschäft, das zum Beispiel in Afrika ganze Industriezweige zerstört hat. In Afrika werden diese Altkleider "Mitumba" genannt. Einige Ostafrikanische Länder sagen nun STOP und wollen die Einfuhr von Altkleidung aus Europa und den USA verbieten. 3sat hat sich in der Sendung nano dieser Problematik gewidmet. Auch die taz und die Frankfurter Rundschauhaben kürzlich ausführlich zu diesem Thema berichtet. Aus der taz einige Fakten:
Die Menge: 1,02 Millionen Tonnen alter Hosen, Pullis und Jacken sortieren die Deutschen jährlich aus und geben sie in die Altkleidersammlung. Laut einer Studie des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) werfen sie das allermeiste in Container, rund 90.000 Tonnen werden in Straßensammlungen ergattert, einen Bruchteil sammeln Modehäuser. Laut Branchendienst Euwid wurde im Jahr 2017 besonders viel alte Kleidung entsorgt. Zum Teil nehmen Händler und Sortierunternehmen keine Ware mehr an und suchen dringend nach Lagerflächen. Die Verwendung: Der Handel mit gebrauchter Kleidung ist genauso global gesteuert wie der mit neuer. Etwas mehr als die Hälfte der gesammelten Altkleider wird in Secondhandläden verkauft. Sehr modische und neuwertige Sachen landen in Westeuropa, der Rest geht vor allem nach Osteuropa. Etwa ein Drittel geht nach Afrika. Knapp 40 Prozent der Altkleider werden zu Putzlappen oder Fasern verarbeitet, ein Rest von etwa 8 Prozent ist wertlos und wird in der Regel verbrannt. Die Nachfrage: Der für nächstes Jahr angekündigte Importstopp ist Teil einer Bewegung in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Auch China, weltweit größter Markt für Abfälle aus Kunststoff, Metall oder Papier, will keinen Müll aus Europa oder Nordamerika mehr importieren. (hol)
Doch gehen Altkleider nicht nur nach Afrika. Wie das Geschäft zum Beispiel in Indien funktioniert hat die Deutsche Welle kürzlich in einem Podcast vorgestellt. Und es gibt den wunderbaren Film Unravel von Meghna Gupta der auf eindringliche Weise zeigt, was eigentlich mit unseren weggeworfenen Kleidungsstücken passiert, wenn sie sich auf die Reise nach Indien machen.
Insgesamt wird einfach viel zu viel Kleidung mit immer kürzer werdender Tragezeit produziert. Das Textilrecycling ist grundsätzlich eine gute Sache, im globalen Maßstab zeigt sich jedoch der ganze Wahnsinn der Textilindustrie. Kleidung wird unter großem Aufwand mit heftigen Auswirkungen für Mensch und Umwelt oft in Entwicklungs- und Schwellenländern produziert. Es wird immer schneller immer mehr hergestellt, um in die Industrieländer verschifft zu werden, und dort nach 3-4 Mal tragen wieder als Altkleidung durch die Welt gekarrt zu werden. Eine lokale Textilindustrie die mit hochwerigen Materialien und Stoffen fair & korrekt produziert ist der Gegenpol dazu. Slow Fashion eben. Dafür kämpfen wir bei Lebenskleidung und dafür kämpfen unsere vielen Kunden und Labels ebenfalls. Suchst Du fair produzierte Kleidung? Dann schau doch mal im Fair Fashion Finder von getchanged vorbei.