Trend Recherche

 

Die aus unserer Sicht wichtigsten Impulsgeber in puncto Trend Forecast (dem sehr schnittigen englischen Wort für »Modeprognose«) sind einmal die Plattform WGSN (World Global Style Network) und das Pantone Institut. WGSN wurde in den späten 90ern in London gegründet und nennt sich selbst »The World’s Trend Authority«. Die Vision: Einer Branche, die genuin analog ist (Farbmuster, Stoffmuster, Lookbooks), online einen Ort zu geben, ein Sammelsurium sozusagen, auf das Modeschaffende und andere Kreative jederzeit Zugriff haben können.

Neben Prognosen zu Farben, Formen, Maßen oder Funktionalitäten von Stoffen finden sich auf WGSN aber auch Interviews mit Neurowissenschaftlern – die auf gewisse Weise Entzauberungsarbeit leisten. Denn Trendprognosen, das sind viele Zahlen, Daten, Analysen und Beobachtungen. Diese werden aus den verschiedensten Bereichen zusammengetragen, um Stück für Stück ein Kondensat dessen zu gewinnen, was Gesellschaft(en) aktuell und zukünftig umtreibt und daraus schließlich Trends zu generieren.

Politische Strömungen spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie Veränderungen in Architektur und Literatur, die neueste Popmusik oder neue Food-Trends. Durchschnittlich fünf bis zehn Jahre schauen die Trendforscher*innen von WGSN in die Zukunft und agieren als Style-Orakel. Die Konsequenzen, die das für die großen globalen Akteure hat, sind weitreichend: Viele Brands richten ihre Kollektionen dezidiert anhand der Prognosen von WGSN aus. Das Pantone Institut agiert im Prinzip ganz ähnlich, hat aber seinen Fokus auf der Erforschung von Farb-Trends. Entwickelt als ein System, das die Farbkommunikation vereinheitlichen sollte, ist es inzwischen auch für die Prognostizierung neuer Farbtrends unerlässlich.

Ähnlich wie WGSN hat auch Pantone weltweite Mitarbeiter*innen, die in erster Linie eines tun: beobachten, analysieren und vorhersagen. Dass die Farben der neuesten Modekollektionen oftmals auch jene sind, die Inneneinrichtungen oder Trend-Getränke zieren, ist also kein Zufall, sondern vielmehr ein Indiz dafür, dass Trends einen bestimmten Rhythmus haben – die sogenannte Innovationskurve. Diesen Rhythmus aufzuspüren, für unsere Kollektionen fruchtbar zu machen und das richtige Maß aus Gegenwartsbezug und dem Blick in die Zukunft zu finden, ist dabei die wohl schwerste Kür – und letztlich auch die Herausforderung, der wir uns mit jeder neuen Saison stellen.